Freitag, 18. Mai 2012: Amerikanische Verkehrsregeln

In Amerika fährt man anders als in der Schweiz. Das kann für uns Europäer fremd wirken und zu Missverständnissen führen, wenn nicht sogar zu gefährlichen Situationen oder zumindest bösen Worten. Das erlebe ich am Beispiel von Christoph hautnah. Mein Wissen aus mehreren Amerika-Reisen gebe ich gerne an alle weiter, die auch mal in den USA fahren möchten:

  • An Kreuzungen darf man trotz Rot nach rechts abbiegen. Dies gilt immer dann, wenn es nicht explizit untersagt ist (“no turn on red”). Das hält den Verkehrsfluss geschmeidiger.
  • An Kreuzungen innerorts haben vielfach alle ein Stopschild (“4 way stop” steht als Hinweis unter dem Schild). Hier gilt nicht Rechtsvortritt sondern der hat Vortritt, der zuerst an der Kreuzung eintrifft. Das ist irgendwie gerechter als in der Schweiz.
  • Auf der Autobahn und auch auf mehrspurigen Strassen fährt man auf der Spur, auf der man gerade will. Man darf auf allen Spuren überholen, also auch rechts. Das ist dann meist auch nicht ein eigentliches Überholen, sondern man fährt einfach auf den einzelnen Spuren aneinander vorbei. Sowieso gibt es kaum grosse Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Autos. Alle fahren mit Tempomat und damit sehr regelmässig. Das ist viel besser als in der Schweiz, wo alle auf der linken Spur hocken und es trotzdem nicht vorwärts geht, während rechts riesige Lücken bestehen. Und wo man sich strafbar macht, wenn man den ewigen Linkslangsamfahrer trotz freier Autobahn mit der Lichthupe darauf hinweist, doch bitte auf die rechte Spur zu wechseln, oder auch wenn man ihn rechts überholt, wenn er trotz allem partout links bleibt.
  • Wenn innerorts die Strasse nicht richtungsgetrennt ist (d.h. keine Grünfläche oder gar Häuser dazwischen hat), hat sie in der Mitte meist eine zusätzliche Spur (die Strasse ist damit dann in der Regel 5-spurig), die einzig dem Abbiegen und Einfädeln dient. Auf diese fährt, wer nach links abbiegen möchte, und verlangsamt erst hier. Damit fliesst der Verkehr dahinter ganz normal weiter. Auch beim Einbiegen auf diese Strasse fährt man als erstes auf diese Spur, beschleunigt, und fädelt in den Verkehr ein. So kann man schneller in die Strasse einbiegen und muss nicht warten, Bis wirklich von überall her kein Auto mehr kommt.
  • Bei richtungsgetrennten Strassen kann man eigentlich überall wenden, wenn man am Ziel vorbeigefahren ist. Dazu kann man U-Turns machen, solange diese nicht verboten sind. Die Strassen sind problemlos breit genug dafür. Das in Amerika gegen diese U-Turns erfundene Verbotsschild kennt mittlerweile auch die Schweiz, auch wenn es fast nirgends in Gebrauch ist.
  • Dass amerikanische Autos keinen orangen Blinker kennen, sieht man bei uns ab und zu bei aus den USA importierten Autos. Sie besitzen hinten links und rechts häufig nur je ein (Abblend-) Licht, das gleichzeitig Bremslicht und Blinker ist. Zur besseren Unterscheidung gibt es daneben ein drittes, meist ein wenig erhöhtes Bremslicht, wie wir es mittlerweile auch in Europa kennen. Dieses sieht man dann auch von weiter hinten z.B. im Kolonnenverkehr oder am Lichtsignal und kann so vorausschauender fahren. Daher ist es unverständlich, wieso diese dritten Bremslichter in der Schweiz lange verboten waren, wie ich von meinem Schwager, einem ehemaligen Polizisten, weiss.
  • Apropos Polizisten: Wenn man mal von einem solchen angehalten wird, muss man vorsichtig sein: bloss keine falsche Bewegung machen. Rausfahren, Scheibe runter, Motor aus, Hände gut sichtbar aufs Steuerrad, der Beifahrer aufs Armaturenbrett. Und machen, was der Polizist sagt.
  • Und zu guter Letzt: Man fährt nicht wie in der Schweiz alle gegen alle, sondern eher alle miteinander. Man lässt also auch mal andere hinein und nimmt generell auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht.

Dieser Blogbeitrag erfolgt in Kooperation mit meinem Autofahrerblog.ch.

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