31. Mai 2014: Hay Buch-Festival in Wales
Heute steht gleich noch mehr Kultur auf dem Programm! Wir fahren ans Hay Festival, ein Buch-Festival in Wales, im abgelegenen Örtchen Hay-on-Wye. Die letzten Tage hatte es geregnet, so dass wir das Schlimmste befürchten. Gummistiefel besitzen wir zwar nicht, aber mit meinen alten Kampfstiefeln aus Militärzeiten müsste es ja auch gehen.
Nach drei Stunden Fahrt (die letzte durch malerische Landschaften mit kleinen Häusern, Schafen und schön geschwungenen Hügeln) treffen wir in Hay-on-Wye ein. Und atmen auf: Nur der Parkplatz und der Weg zum Eingang sind über und über mit Schlamm bedeckt. Das Festivalgelände selbst ist sauber. Alles steht auf Stelzen: Wege, Säle, Essensstände und der riesige Buch-Shop. Da sieht jedes Schweizer Festival nach einer Amateur-Veranstaltung aus. Es hat viele Familien mit kleinen Kindern, da auch viele Kinderbuchautoren hier sind und zum Beispiel vom Gruffalo vorlesen (und vorspielen), der in der Schweiz leider fast unbekannt ist.
Zusammen mit Aki und weiteren Freundinnen von Gabi sind wir für eine Lesung aus dem Buch “Letters of Note” hier, einer Sammlung von Briefen berühmter Personen verschiedener Epochen. Es enthält beispielsweise Virginia Woolfs Abschiedsbrief, ein Scone-Rezept von Queen Elizabeth II an Präsident Eisenhower, ein Aufruf von Gandhi an Hitler, ein Bewerbungsschreiben von Leonardo Da Vinci, einen Brief von Iggy Pop an einen Fan und viele mehr. Die Lesung ausgewählter Briefe von mehreren Personen ist grossartig und unglaublich mitreissend.
Nach einem Stück Pizza schlendern wir übers Festival-Gelände, wo in der Zwischenzeit die Sonne hervorblickt. Hier ist es wirklich toll. Weniger toll sind meine Kampfstiefel: Die lösen sich nämlich in ihre Bestandteile auf. 15 Jahre im Keller haben wohl ihre Spuren hinterlassen. Plötzlich hält die eine Sohle nur noch an der Fussspitze. Hui. Viele nette Leute versuchen zu helfen. Am Handwerker-Stand versuchen Schreiner, die Sohle wieder anzukleben. Doch sofort reisst eine weitere Schicht ab. Schliesslich hilft mir eine nette Verkäuferin an einem Vintage-Stand mit Schnur aus, mit der ich die Sohle zumindest für den Rest des Tages an den Schuh anbinden kann.
Am Abend sind wir wieder zurück in Aldershot. Das Auto dreckig, die Kampfstiefel im Abfalleimer, den Kopf voll mit schönen Erinnerungen.