Freitag, 28. Oktober 2022: Gute Freunde, gute Briefe

Heute klappt es zum Glück besser! In Seven Dials treffen wir Clare, Linda und ihren Mann Derek aus den USA, die gestern den ganzen Nachmittag lang auf ihr Zimmer im neuen Hotel warten mussten, und Joke, die aus Belgien angereist ist. Ollie ist auch schon auf dem Weg aus Bristol. Es ist schön, wieder alle zusammen zu sein. Wir gehen in Covent Garden etwas trinken und geniessen die Sonnenstrahlen auf der Restaurant-Terrasse.

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg Richtung Fortnum & Mason – nicht den direkten, sondern einen gemütlichen Spaziergang ein Stück der Themse entlang. Und man könnte wirklich nicht meinen, dass es schon Ende Oktober ist. Im Kaufhaus sehen wir uns alle ein bisschen um und treffen uns dann wieder draussen. Wir kaufen doch noch die feinen Honigwaben, die so gut zu rezentem Käse passen.

Dann verabschieden wir uns vorerst voneinander. Während sich die anderen frischmachen gehen, geniessen Gabi und ich einen Burger und Käse-Pommes bei Shake Shack.

Danach machen wir uns ganz langsam auf den Weg Richtung Royal Albert Hall. Eigentlich wollten wir noch bei Harrods nach dem Parfüm fragen, das Gabi sucht, finden aber gerade keinen Parkplatz in der Nähe. Die sind schon alle besetzt von Luxusautos und teuren Sportwagen, und natürlich nur die neuesten Modelle. So viele Lamborghinis, Ferraris, Mercedes Maybachs und Rolls Royces sieht man sonst wohl nirgends an der Strasse parkiert.

Wir parkieren das Auto bei der Royal Albert Hall und spazieren dann ein bisschen durch den Hyde Park, bevor die Show beginnt. Die grossen Bäume sehen schön aus in der Abendsonne.

Dann beginnt «Letters Live». Und es ist spannend, wie sich die Show vom kleinen Auftritt am Literatur-Festival in Wales zur ausverkauften Aufführung in der Royal Albert Hall mit über 5’000 Plätzen gemausert hat. Das Konzept ist dasselbe geblieben: Briefe von oder an berühmte Menschen oder mit einer anderweitigen Wichtigkeit werden von Promis vorgelesen (oder eher: vorgespielt!) – teilweise sogar von den Verfasserinnen und Verfassern selbst. Man weiss im Voraus nie genau, wer da sein wird. Neben Benedict Cumberbatch treten heute Louise Brealey auf, die zusammen mit ihm in «Sherlock» zu sehen war, Fernsehmoderatorin Sue Perkins, der ikonische Graham Norton und weitere britische Persönlichkeiten, die ich zwar nicht kenne, ansonsten aber allen bekannt sind. Zum Abschluss spielt die junge RAH-Organistin nach einer Rede, die für den Fall eines Unglücks bei der ersten Mondlandung gehalten worden wäre, auf der riesigen Orgel die Titelmelodie von «Interstellar». Spektaktulär!

Ja, das war ein krönender schon-fast-Abschluss unserer Reise. Und wir mussten beide sagen: So fühlt es sich endlich wieder richtig an – zusammen mit Freunden etwas Schönes unternehmen. Dass wir in Innenräumen weiterhin eine Maske tragen, macht da eigentlich keinen Unterschied.

Fürs Nachtessen sind wir heute sogar noch später dran als an den vergangenen Tagen. Das McDonald’s um die Ecke hat wegen technischen Problemen früher dichtgemacht, aber ich finde die Strasse runter einen KFC, der um Mitternacht noch offen hat. Nach dem späten Mahl machen wir uns aber schnell auf den Weg ins Bett.