Mittwoch, 2. Mai 2018: Fabrikbesichtigung bei Morgan
Heute starten wir mit einem währschaften Zmorgen in den Tag: Gabi mit Porridge, einem lauwarmen Haferbrei, und ich mit einem English Breakfast. So gestärkt haben wir ausreichend Energie für die Fabrikbesichtigung bei Morgan.
Die Morgan Motor Company stellt seit dem Jahr 1909 kleine Sportwagen in Handarbeit her. Es ist der älteste Autohersteller der Welt, der sich immer noch im Besitz der Gründerfamilie befindet. Es ist auch der letzte verbleibende Autohersteller, der für die Karosserie-Teile einen Rahmen aus Holz verwendet. Und der einzige, bei dem man bei der Fabrikbesichtigung so viele Fotos schiessen darf, wie man möchte. Juhuu!
Schon bei der Einfahrt und dem Weg zum Besucherparkplatz sieht man, dass es sich hier nicht um eine gesichtslose Massenproduktion handelt. Die kleinen Backsteingebäude beherbergen je einen Herstellungsprozess und wurden wohl nach und nach gebaut, als neue Modelle dazugekommen sind.
Zwei der drei ikonischen Modelle sind dann auch schon auf dem Besucherparkplatz zu finden: Der dreirädrige “3 Wheeler”, mit dem alles begann, und (dahinter) der “4/4”, der 4 Räder und 4 Zylinder hat und in verschiedenen Versionen (auch mit 6 und 8 Zylindern) produziert wird.
Die Fabrikbesichtigung beginnt mit einem Film, der auch die Hallen umfasst, die wir nicht besichtigen können, zum Beispiel den Lackierbetrieb oder das Entwicklungsbüro mit geheimen neuen Designs. In der ersten Halle sind ein paar verschiedene Modelle ausgestellt. Zuvorderst sehen wir hier den Aero 8, ein Achtzylinder-Sportwagen, der für seinen schielenden Blick bekannt ist.
Von hier aus geht es weiter von Halle zu Halle. Auf das Chassis aus Stahl oder Aluminium werden Karosserie-Teile montiert, die vor Ort von Hand hergestellt werden. Die meisten bestehen aus einem Kern aus Eschenholz, über den ein Stück Blech befestigt wird. Zum Beispiel auch bei den Kotflügeln. Bei denen werden drei Holzplatten verleimt und dann in einem Rahmen in die richtige Form gebogen. Der Rahmen ist schon 60 Jahre alt und einen Ersatz gibt es nicht. Die Holzkonstruktion ist dann sehr widerstandsfähig, aber doch recht elastisch und biegt sich immer wieder zurück, wenn sie verbogen wird. Und sie ist leicht.
Auch das Armaturenbrett wird von Hand aus Holz und von immer demselben Mitarbeiter hergestellt.
Die Besichtigung ist unglaublich interessant und man sieht, mit welcher Freude die vielen Mitarbeiter dabei sind. Viele arbeiten schon lange hier, und es gibt immer noch viele Lehrlinge, die sich für die Autoherstellung von Hand interessieren.
Ausserhalb der Hallen ist immer wieder mal etwas los. Fertige Fahrzeuge werden getestet, Karosserie-Teile werden herumgetragen, oder ein Motor (erst auf einem Chassis) wird zum ersten Mal gestartet.
Hier stehen die fertigen Fahrzeuge und warten auf die Auslieferung. Alle werden nur auf Kundenwunsch hergestellt. Die Wartezeit beträgt ungefähr ein Jahr.
Im kleinen Museum ist viel von den Anfängen der Marke zu sehen. Neben dem Büro des Gründers H.F.S. Morgan steht hier auch eines der ersten Dreiräder, die er hergestellt hat. Er hatte für sich eins gebaut, als ein Zwischending zwischen Motorrad und Auto, und hat dann so viele Anfragen aus der Bevölkerung erhalten, dass er sich entschloss, die Produktion aufzunehmen.
Nach zweieinhalb Stunden Fabrik- und Museumbesichtigung sind wir fast ein bisschen erschöpft. Gut, dass es hier ein Café gibt, in dem wir eine Wurstrolle und einen Quiche essen, bevor wir zurück zum Hotel fahren.
Nach einem kleinen Schläfchen kehrt die Energie langsam wieder zurück – und der Hunger. Wir bleiben im Hotel-eigenen Restaurant und lassen es uns gut gehen mit einem Caesar Salad (Gabi), einem Sirloin Steak (ich) und einem warmen Brownie mit Vanille-Glacé, den wir uns teilen.