Dienstag, 23. September 2025: Von Zermatt nach Vevey

Auch heute Morgen haben wir kein Glück. Wir essen auf unserem Balkon Zmorgen und sitzen hier noch lange in der Hoffnung, das Matterhorn ganz zu sehen. Doch die Wolken geben immer nur einzelne Teile davon frei. Einmal glauben wir immerhin, die Umrisse ausmachen zu können. So verlassen wir Zermatt halt ohne schönes Matterhorn-Foto.

Als wir das Wallis hinunter fahren, wird das Wetter immer besser. Die «Grand Tour»-Strecke führt uns zum Teil einfach dem Talboden entlang, einige Male aber auch nach oben in die Weinberge. Und die Aussicht von hier oben ist wirklich grossartig.

Den Fotospot in Sion müssen wir suchen, und leider liegt er im Fahrverbot. Er zeigt zwei Burgen auf den Zwillingshügeln der Stadt. Diese beiden Festungen dominieren die Stadtkulisse von Sion. Die Burg Tourbillon wurde um 1300 auf dem höheren Hügel vom Bischof von Sion errichtet und diente als seine Residenz. Sie ist ein imposantes Beispiel für mittelalterliche Festungsarchitektur. Auf dem gegenüberliegenden Hügel befindet sich die befestigte Siedlung rund um die Basilika von Valère.

Bis zum nächsten Fotospot in Fully ist es nicht weit. Der Weinberg Combe d’Enfer ist mit einem Höhenunterschied von 200 Metern einer der steilsten weltweit. Der Anbau der Reben erfolgt in Terrassen, die jeweils von einer Trockensteinmauer gehalten werden. Die Weinlese erfolgt von Hand, da der Weinberg nur über einen Fussweg zu erreichen ist. Die amphitheaterförmige Anlage und die dort herrschende Hitze standen Pate für den Namen Combe d’Enfer, was auf Deutsch Höllenabgrund heisst. Es ist der heisseste Ort der Weinberge in der Region.

Als wir in Martigny eintreffen, hat es wieder angefangen zu regnen. Hier fahren gerade ein paar spezielle Autos mit britischen Kennzeichen vorbei. Sie sind bemalt, beklebt, dekoriert, und die Cabrios fahren trotz Nieselregen mit offenem Verdeck. Klar, dass ich da mehr wissen möchte. Sie nehmen an der «Vienna or Bust» Ausfahrt teil, wie ich herausfinden. Von Cornwall aus fahren sie in sieben Tagen durch sieben Länder und feiern an sieben Abenden sieben Partys. Unterwegs müssen sie verschiedene Aufgaben lösen, um Punkte zu sammeln. Hier im Barryland müssen sie die Hunde zählen. Schlussendlich fahren alle für eine wohltätige Sache, in Autos, die maximal 1’000 Pfund kosten dürfen und mindestens 15 Jahre alt sein müssen, wenn ich das richtig verstanden habe. Was für eine tolle Sache! Das vierte Foto ist von ihrer Facebook-Gruppe Vienna or Bust 2025.

Wir essen im «Café de Barry» (hört sich fast an wie «Café de Paris») Zmittag und ich freue mich: Das Tagesmenü ist Waadtländer Saucisson mit Kartoffeln und Lauch. Das bestelle ich gleich. Gabi und Chrige bevorzugen beide warmen Schafskäse auf Brot mit Honig und Salat.

Nun wird es aber endlich Zeit, um die Hunde zu besuchen! Das neue Besucherzentrum im Barryland ist erst vor einem Monat fertig geworden. Im zweistöckigen Dom befinden sich unten die Ausstellung mit der Geschichte des berühmtesten Schweizer Rettungshundes Barry und den Bernhardinern, die von Mönchen im Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard Pass (eben: nicht auf dem San Bernardino Pass) gezüchtet wurden und die Vermisste gesucht und gerettet haben.

Das Rum-Fässchen, das Bernhardiner auf Abbildungen oder Zeichnungen häufig um den Hals tragen, ist übrigens eine falsche Vorstellung. Der Alkohol würde die eine Nase der Tiere total durcheinander bringen. Eine vermisste Person zu erschnüffeln wäre so nicht möglich. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit der Leiterin Kommunikation & Fundraising der Fondation Berry über die Hunde zu sprechen. Bei Interesse:

Im oberen Stock wohnen tagsüber die Hunde, quasi während ihrer Arbeitszeit. Abends kommen sie zurück zu ihren Familien, bei denen sie in ihrer Freizeit leben. Durch die Glasfront können wir sie in verschiedenen Räumen beobachten, wenn sie nicht gerade draussen sind – oder beschäftigt! Syrah kommt gerade zur Aqua-Therapie. Die Hundedame ist achtjährig und damit bereits in einem höheren Alter, in dem Bernhardiner oft Gelenkprobleme haben oder nicht mehr gut aufstehen können. Die Aqua-Therapie hilft ihr, die Bewegung und ihre Muskeln zu trainieren, ohne dass die Gelenke darunter leiden müssen. Dabei können wir zuschauen und erhalten gleich noch viele Informationen dazu.

Auf unserem weiteren Weg treffen wir beim Fotospot Saint-Maurice ein und sind uns einig: Der hätte ein paar Meter weiter links befestigt werden können, für den Blick auf die grosse Kirche hinter dem Haus, das er stattdessen zeigt. Schnell fahren wir weiter.

Dann fahren wir dem Genfersee entlang zum Schloss Chillon. Und können es kaum glauben, dass hier die Bahnlinie direkt daneben gebaut wurde. Die Stromleitungen der Eisenbahn verunmöglichen ein schönes Foto von hier aus. Zumindest im Bereich des Schlosses hätte die Zuglinie überdacht werden können. So wären hier auch gleich weitere Parkplätze möglich gewesen. Wir kehren für ein kleines Zvieri im Schloss Chillon Café ein, und um den Fotostop abzuhaken. Das Schloss ist kein bisschen rollstuhlgängig, weshalb wir auf den Besuch verzichten.

In Montreux stoppen wir, um den Sonnenuntergang über dem See zu geniessen. Wir spazieren an der Uferpromenade zur Statue von Freddy Mercury, bevor wir kurz vor Ladenschluss noch im Coop ein leichtes Znacht kaufen. Das nehmen wir mit ins «Modern Times»-Hotel, wo wir heute übernachten. Von unserem Zimmer sind wir begeistert.