Freitag, 19. September 2025: Von St. Gallen nach St. Moritz

Wir fahren früh los, denn heute haben wir eine ziemliche Fahrt vor uns. Schnell lassen wir St. Gallen hinter uns und steigen in südlicher Richtung immer mehr in die Höhe. Unser erster Stopp ist der Säntis. Also zumindest die Talstation der Gondelbahn mit dem Fotostop. Wir sind überrascht, wie viele Autos bereits hier parkieren. Da müssen schon haufenweise Wanderer unterwegs sein! Kein Wunder, dass hier die Postautos doppelstöckig sind oder einen Anhänger mit weiteren Sitzplätzen haben.

Die Fahrt ist wirklich unglaublich schön mit all den grünen Hügeln und saftigen Wiesen. So gelangen wir zum Aussichtspunkt für die sieben Churfirsten. Ich finde es auch hier faszinierend, die schräg aufwärts verlaufenden Gesteinsschichten zu sehen, die bei der Alpenbildung aufgefaltet wurden und dann irgendwann erodiert sind, um die sieben Gipfel zu hinterlassen.

Unser weiterer Weg führt uns ins Fürstentum Liechtenstein. Hier fahren wir aber nur durch, und wir fragen uns schon: Wieso gibt es hier keinen «Grand Tour»-Fotostop für Vaduz oder das Schloss des Fürsten? Klar, das Fürstentum Liechtenstein ist ein anderes Land, aber irgendwie gehören wir doch zusammen. Das als Vorschlag für Schweiz Tourismus.

Zur Mittagszeit treffen wir im Heidiland ein. Im Heidihof probieren wir die Bündner Gerichte, auf die wir schon lange gespannt sind. Und müssen sagen: Capuns und Pizokel sind einfach toll! Capuns sind kleine Päckchen aus Spätzli-Teig und hier mit Bündnerfleisch, die in Mangold-Blätter eingewickelt sind. Die feine Käse-Sauce, in der sie schwimmen, ist eine schöne Überraschung. Pizokel ist eine Art Älplermagronen, bei der statt der Teigwaren Spätzli verwendet werden. Wir geniessen alles sehr.

Dann machen wir uns auf den Fussweg zum Heididorf. Und schwitzen ganz schön beim ziemlich langen Weg mit mehreren Steigungen in der prallen Sonne. Die paar Häuser, die wir im Touristendorf antreffen, mögen ja herzig sein. Aber kein einziges davon ist im Rollstuhl zugänglich, auch nicht der Grand-Tour-Fotostop. Menschen im Rollstuhl haben hier bei der Planung einfach keine Rolle gespielt. Schade. So verlassen wir das Heididorf bald wieder mit gemischten Gefühlen. Immerhin: Die freilaufenden Hühner, die wir hier angetroffen haben, waren ein Höhepunkt.

Wir fahren weiter durch Davos und am Alpengold-Hotel vorbei, das bei Berichterstattungen vom WEF häufig im Fernsehen gezeigt wird. Naja, mit solchem Protz können wir nichts anfangen. Und auch beim Grand-Tour-Fotostop bei Davos gibt es Probleme: Ein Bauer hat das Gelände abgesperrt und lässt statt Touristen seine Kühe hier weiden.

Nun geht es immer weiter in die Höhe und über den Flüela-Pass. Die Vegetation wird immer karger und mit dem rötlichen Boden sieht alles um uns herum beinahe ausserirdisch aus, wie auf dem Mars. Die Aussicht von hier oben ist grandios, mit dem kleinen Rinnsal im Tal, das sich im Laufe der Jahrmillionen durch den Berg gefressen hat.

Auf dem Weg nach unten machen wir einen Abstecher nach Guarda. Von diesem Dorf und einem ganz bestimmten Haus wurde die Autorin zu «Schellen-Ursli» inspiriert, ein 80 Jahre altes Kinderbuch, das wohl in jedem Schweizer Haushalt gelesen wird – zumindest bei uns und auch bei Gabi zu Hause. Hier sieht wirklich alles aus, als sei die Zeit stehen geblieben. Wir parkieren am Dorfrand und erkunden die kleinen Gassen, in die sich nur selten ein Auto verirrt, am ehesten mal das kleine Postauto. Als erstes werden wir von einer Katze begrüsst, die gleich ganz zutraulich ist. Wir finden das richtige Haus und stellen fest, dass sehr viele Häuser eine Türe im gleichen Stil haben. In einem kleine Café essen wir erstaunlich luxuriöses Patisserie-Gebäck zum Zvieri, bevor wir uns im Volg noch ein Getränk für den Weg holen.

Den Fotospot in La Punt finden wir nicht auf Anhieb. Klar, er ist leicht versteckt ein paar Treppenstufen hinunter auf einem kleinen Holzdeck neben dem Fluss.

Endlich treffen wir in St. Moritz ein. Wir holen uns im Coop etwas Kleines zum Znacht, bevor wir zu unserem Hotel weit oben über der Stadt fahren. Hier teilen wir uns alle zusammen ein Familienzimmer mit separatem Zimmer für Chrige, während LucY an der Ladestation beim Haupthaus über Nacht lädt.