Donnerstag, 12. September 2024: Tolles Tintagel

Heute wandeln wir weiter auf den Spuren von König Artus und Avalon, und besuchen Tintagel (je nach lokalem Dialekt Tin-Tätschel oder Tin-Tatschel ausgesprochen). Wir starten früh und gönnen uns ein McDonald’s-Frühstück mit einem Mighty McMuffin und Pancakes, während LucY seine Batterie lädt. Vor dem Losfahren gibt’s auch noch eine kurze Autowäsche. Die französischen Fliegen müssen endlich weg!

Die Fahrt nach Tintagel dauert ziemlich lange, ist aber wirklich schön! Mit einem Regenbogen und abwechselnd Sonne und Regenschauer.

Statt der Autobahn wollen wir lieber der Küste entlang fahren, und stellen uns eine Strasse ähnlich wie dem Highway Number One in Kalifornien vor. Doch als wir auf gut Glück Richtung Meer abzweigen, wird die Strasse immer enger und schlechter und endet auf einem Feld. Der zweite Versuch ist vielversprechender: Wir folgen dem Wegweiser «Coastal Road». Die Strasse wird zwar auch immer enger und abenteuerlicher, führt uns aber zu zwei wirklich schönen Aussichtspunkten. LucY piepst bald nur noch, als die Büsche entlang dem Strässchen immer dichter ans Auto kommen, und zwar links UND rechts gleichzeitig. Kreuzen? Unmöglich. Zum Glück hat es fast keinen Gegenverkehr. Und wenn, dann sind es zuvorkommende Engländer, die von sich aus Platz machen. Halten müssen wir nur, als in einer unglaublich steilen Kurve eine Gruppe Wanderer und Wanderinnen älteren Jahrgangs schauen muss, wie sie am besten aus dem Weg gehen können, ohne die Böschung runter zu purzeln. Und wir verlieren gut zehn Minuten, als vor uns ein Auto mit Wohnwagen-Anhänger und ein Reisecar nicht kreuzen können. Und keiner von ihnen will zurückfahren.

Endlich treffen wir in Tintagel ein, wo Catherine, ihr Geschwister Dee und Hund Mickey schon auf uns warten. Wir wollen zusammen die Überreste der Burg Tintagel auf der Halbinsel im Atlantik besuchen. Wir starten beim Café und Visitor Center ganz unten, wo das Wasser eine Bucht bildet. Trotz den kalten Temperaturen sehen wir ein paar Leute in Badehosen. Ja klar, das ist Merlins Höhle, die sie erkunden wollen. Mir wäre es dafür definitiv zu kalt. Wir schauen lieber, wie die Wellen an die Felsen schlagen, und staunen über das tiefblaue Wasser.

Nach einer kleinen Stärkung spazieren wir den Fussweg Richtung Halbinsel und über die Brücke. Es sind wohl Licht und Schatten, die dafür sorgen, dass das Meer auf der linken Seite der Brücke silbern glänzt und auf der rechten Seite blau leuchtet. Faszinierend! Von der ehemaligen Burg ist nicht mehr viel übrig. Überall auf der Halbinsel sind aber Überreste von Mauern und Umrisse von Gebäuden zu sehen, die früher mal hier standen – eine richtige kleine Stadt! Auf der äussersten Klippe weit oben über dem Meer steht eine bekannte Statue von König Artus, mit der ich natürlich auch ein Foto mache. Sagenhaft, wie er mit seinem Schwert dasteht und dabei zwischen Realität und Traumwelt hin- und herzuwechseln scheint.

Für den späteren Nachmittag haben wir einen Afternoon Tea im Camelot Castle gebucht. Auf das Schlosshotel haben wir von der Halbinsel aus schon mehr als einen Blick geworfen. Das ehrwürdige Gebäude mit seinem etwas exzentrischen Innenleben war früher tatsächlich mal ein Wohnhaus einer reichen Familie. Seit jeher hat hier ein Künstler sein Atelier, der die vielen Bilder an den Wänden gemalt hat. Auch wenn wir nicht an der Tafelrunde sitzen, sondern dort nur ein paar Fotos machen, werden wir königlich verwöhnt. Zum Afternoon Tea gehören Sandwiches (Gurke, Käse, Tomate, Lachs), Scones mit Clotted Cream und Konfitüre (in dieser Gegend Englands schmiert man die Gonfi zuerst und dann die Clotted Cream darauf, wir bleiben aber bei unserer bevorzugten umgekehrten Version), und allerlei Süssigkeiten.

Nachdem wir fast alles gegessen und im Schlosshotel auch noch die Toiletten mit schönen Plättli und oppulenten Tapeten bewundert haben, denken wir langsam ans Aufbrechen. Wir bewundern ein letztes Mal die Aussicht, jetzt mit einer wunderschönen Abendstimmung, und fahren dann los.

Erst sehr spät können wir wieder einen Bissen vertragen. Der Hunger reicht dann aber doch nicht, um im Hotel zu zweit das riesige Cornish Pasty ganz zu essen.