Samstag, 18. November 2023: Der lange Weg nach Hause

Als wir gestern auf dem Rückweg von Kew Gardens noch laden wollten, hatte es am Tesla Supercharger eine lange Warteschlange. Wir sind deshalb heute mit halbleerer Batterie und einem Plan losgefahren: Wir checken beim Eurotunnel-Terminal ein und laden LucY dann dort auf, während wir auf unseren Zug warten. Das klappt soweit recht gut, jedoch kommt unser letzter Aufruf, bevor wir voll aufgeladen haben. Jänu.

Dieses Mal haben wir mehr Glück. Die Überfahrt läuft ohne Zwischenfall – heute scheint beim Eurotunnel wenig los zu sein. 35 Minuten nach der Abfahrt treffen wir in Frankreich ein. Das grösste Problem bei der Rückfahrt ist die Zeitumstellung: Während wir bei der Hinfahrt eine Stunde gewinnen, verlieren wir sie jetzt wieder. So treffen wir erst um 13:30 Uhr in Frankreich ein. Und fahren dann direkt zum Supercharger bei Calais, um die Batterie fertig aufzuladen.

Um 16 Uhr machen wir in Saint-Quentin einen weiteren Ladestopp. Und gehen in der Zwischenzeit im Auchan Supermarkt einkaufen, auf dessen Parkplatz sich die Tesla Supercharger befinden. Gabi findet hier viele tolle französische Pommes Chips, und ich eine Packung mit Mini-Oreo-Cookies, die es in England nirgends gab.

Um 19 Uhr machen wir am östlichen Rand von Troyes einen weiteren Ladestopp. Um diese Zeit haben im grossen Gewerbegebiet beim Supercharger schon alle Läden geschlossen – alle bis auf einen. Und so erkundige ich schon bald den wohl grössten Smyth Toys Spielwarenladen, den ich je gesehen habe. Lange habe ich allerdings nicht Zeit. Die Ladestation ist schön schnell und lädt mit bis zu 1’400 km/h.

Bis jetzt hat es nur genieselt, doch jetzt wird das Wetter wirklich schlecht. Es regnet in Strömen und wir wünschen uns die englische Autobahn mit den Katzenaugen-Rückstrahlern zwischen den einzelnen Fahrspuren zurück. Denn in Frankreich – genauso wie in der Schweiz – sind die Autobahnen schlecht. Die Linien sind ausgebleicht und jetzt bei Regen und Dunkelheit kaum zu sehen. LucY macht einen tollen Job und hält mit dem Autopilot trotzdem sicher die Spur. Doch die Kälte macht ihm zu schaffen und reduziert die Reichweite. Wir können auf dem Bildschirm beobachten, wie die Restkilometer im Verhältnis von fast 3:1 zu den gefahrenen Kilometern schwinden. Obwohl wir deutlich unter der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fahren. Zweimal rechnet LucY um und führt uns kurz vor 21 Uhr zu einem Tesla Supercharger im Nirgendwo.

Als wir wieder losfahren, staunen wir ziemlich: LucY führt uns nicht etwa zurück zur Autobahn, sondern nimmt die Überlandstrecke nach Mulhouse. Zwei Stunden fahren wir so durch kleine Dörfer, über weite Flächen und durch Wälder. Scheinbar gehen alle Franzosen früh schlafen: In keinem der Häuser brennt Licht und wir begegnen in dieser Zeit gerade mal einer Handvoll Autos. Um 23:15 Uhr treffen wir dann endlich beim Hotel in Mulhouse ein, auf dessen Parkplatz die Supercharger stehen, und können ihre Toiletten benutzen.

Zum Glück ist es von hier aus nicht mehr allzu weit. «Basel 40 Kilometer» sagt die Autobahntafel. Ziemlich genau um Mitternacht überqueren wir die Landesgrenze… und stecken dann plötzlich im Stau. Wir könne es kaum glauben. Daran muss irgendein Grossanlass in Basel oder wohl eher im FCB-Fussballstadion Schuld sein. Wir fluchen ganz schön – bedeutet das doch eine noch spätere Ankunft zu Hause. Und auch wenn sich der ärgste Stau nach der Verzweigung Augst auflöst, so geht der Kolonnenverkehr doch bis nach Bern weiter.

Um viertel nach eins sehen wir vom Grauholz-Hügel aus endlich die Lichter von Bern und treffen wenig später zu Hause ein. 3’396 Kilometer sind wir in diesen Ferien gefahren. Während LucY zu Hause an unserer eigenen Ladestation auflädt, gehen auch wir schlafen.